Thomas und ich leben in Westkenia in der Nähe des Viktoriasees. Neben der Massaimara und dem Hells Gate gibt es nicht viele touristische Attraktionen in Westkenia. Der Viktoriasee ist nicht zum Baden geeignet und Kisumu ist nicht unbedingt sehenswert, deshalb leben und sind hier nicht viele weiße Menschen. Wenn man mehr Weiße sehen will, muss man nach Kisumu in das deutsche Restaurant Green Garden (Rekord bis jetzt 13 Weiße an einem Tag) gehen.
Neben der Kolpingfamilie sind wir die einzigen Weißen in Sega. Für Viele sind wir vielleicht sogar die ersten Weißen, die man anfassen kann. Besonders kleine Kinder sind sehr fasziniert von uns. Wir haben uns schon daran gewöhnt, von einer kleinen Kinderschar begleitet zu werden..
Für die kleinen Kinder gibt es keine Unterschiede zwischen Weißen. Wir wurden auch schon Tobi und Christian ( unsere komplett anders aussehenden Vorgänger) genannt, oder man wird gefragt, ob man zum Beispiel aus Japan kommt.
Es kann auch schon mal vorkommen, dass man Frauen von irgendwelchen Männern angeboten bekommt. ( I`ve got a nice black student for you), oder dass wir mehr oder weniger auffällig fotografiert werden. Ich falle besonders durch meine blonden Haare sehr auf.
An einem Freitag warteten wir in der Mega City Mall auf Father Ben und ein Lehrer kam auf Thomas, Eileen, Tina und mich zu und fragte, ob es ok wäre, wenn er EIN Foto von uns mit den Schülern ( ca. 40) machen könnte. Thomas und ich willigten ein und sagten, EIN Foto wäre ok. Das erste Mädchen setzte sich zwischen uns, nahm unsere Hand und grinste. Danach kam das nächste und das nächste und das nächste......, nach ca. 30 Schülerinnen kam ein Securityman und scheuchte den Lehrer mit den Schülerinnen fort.
Ein anderes Phänomen ist, dass die Afrikaner denken, wir würden alles können, nur weil wir weiß sind. Natürlich haben Thomas und ich schon alle möglichen Studiengänge hinter uns und können daher alle Aufgaben meistern:P So sind wir zum Beispiel mit 11 weiteren Kenianern für 75000 Bauern zuständig, denen wir effizienteres Anbauen (z.B. durch Gentechnik) erklären sollen. Das wir davon gar keine Ahnung haben ist hier unwichtig, denn wir sind ja weiß.
Als Weißer hat man natürlich auch unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten. Man wird sehr selten direkt nach Geld gefragt, aber sehr oft indirekt. Zum Beispiel zeigte uns die Leiterin des Krankenhauses zuerst alle Gebäude und Instrumente, die mit Spenden angeschafft wurden hre Führung beendete sie dann mit dem Satz: “We all hope that we'll got even SOME MORE in the future”. Lawrence , nicht unser Father, der Leiter des Aggriculutreprojects zeigte uns den kleinen Laden, in dem die Bauern Samen und Dünger kaufen können. Die Regale waren sehr leer,” because right now we have a very low capital but in the future”, deutlicher Blick zu uns,” we will have way more. what do you think“?. Diese Anspielung ignorierten wir einfach dezent.
Die Spenden, die ich gesammelt habe, werde ich über Father Lawrence verteilen lassen, sonst steht das ganze Dorf vor unserer Tür und jeder möchte unser Geld. Doch zuerst wollen wir uns in den Projekten einarbeiten und nach 1- 2 Monaten die ersten Spendengelder auszahlen.
Die Kenianer sind sehr freundlich und hilfsbereit Man wird auch ab und zu von irgendjemanden angerufen, der einfach nur wissen möchte, ob alles gut bei uns ist oder ob wir irgendwelche Hilfe brauchen. Besonders Father Lawrence und Frederic sind sehr lieb und fürsorglich.
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